Gerhard Richter – die Stilvielfalt als Prinzip
Gerhard Richter zählt zu den bekanntesten und höchstdotierten Künstlern der Gegenwart. Sein umfangreiches Oeuvre umfasst die verschiedensten Facetten und Techniken und es scheint, als wären der Pluralismus und die Stilvielfalt sein künstlerisches Prinzip.
Von Beginn an war seine künstlerische Laufbahn durch ein Wechselspiel von Techniken bestimmt. Richter setzte sich stets experimentierfreudig mit Abbildungen der Wirklichkeit auseinander und lötete die Möglichkeiten von Malerei und Fotografie aus. Sein Werk war und ist geprägt von Widersprüchen, Ambivalenzen und Diskontinuitäten.
Ausstellungen und Kunstmessen
1964:
– Gerd Richter. Fotobilder, Portraits und Familien, Galerie Friedrich & Dahlem, München, Germany
1969:
– Nine Young Artists, Guggenheim Museum, New York, USA
1972:
– Deutscher Pavillon, 36. Biennale, Venedig, Italy
1986:
– Bilder 1962–1985, Kunsthalle Düsseldorf, Germany
1993/94:
– Retrospektive, Paris/ Bonn/ Stockholm/ Madrid, France/ Germany/ Sweden/ Spain
2002:
– Retrospektive, MOMA, New York, USA
2004:
– Gerhard-Richter-Räume, Albertinum, Dresden, Germany
2011/12:
– Gerhard Richter: Panorama, Tate Modern, London, United Kingdom
2014:
– Gerhard Richter: Bilder/Serien, Fondation Beyeler, Riehen/Basel, Switzerland
2016:
– Gerhard Richter: Birkenau, Frieder-Burda-Museum, Baden-Baden, Germany
2017:
– Gerhard Richter: Über Malen – Frühe Bilder, Kunstmuseum Bonn, Germany
– Gerhard Richter: Neue Bilder, Museum Ludwig, Köln, Germany
2022:
– Gerhard Richter: Portraits. Glas. Abstraktionen, Albertinum, Dresden, Germany
Neben dieser kleinen Auswahl war und ist Gerhard Richter in zahlreichen weiteren nationalen und internationalen Einzel- und Gruppenausstellungen vertreten.
Gerhard Richter wurde 1931 in Dresden geboren und begann nach Ende des Zweiten Weltkriegs dort sein Kunststudium an der Hochschule für Bildende Künste. Nach einer kurzen künstlerischen Schaffensphase in der DDR floh er 1961 nach Westberlin und setzte sein Studium an der Kunstakademie Düsseldorf in der Klasse von Karl Otto Götz fort.
Mitte der 60er-Jahre begann er fotografische Motive auf Leinwand zu übertragen. Dabei praktizierte Richter keinen reinen Fotorealismus, er veränderte die Abbildung, sodass sich eine mystische Unschärfe bildete, die das Motiv hinter einem leichten Dunstschleier verbarg. Mit der Zeit verstärkte Richter diese Unschärfe und übermalte seine fotorealistischen Gemälde zusehends abstrakter. Die Motive für seine Arbeiten entsprangen dabei meist Zeitungen oder Illustrierten, Richter wurde aber auch selbst fotografisch tätig. Neben Menschen mit persönlichem Bezug nutzte der Künstler auch Gegenstände, Landschaften oder Stadtansichten als Motiv. Zu nennen wären hier insbesondere die „Seestücke“, die nach seiner Grönland-Reise im Jahr 1975 entstanden sowie das Motiv der Kerze, welches seit den 80er-Jahren immer wieder in seinem Oeuvre auftaucht.
Auch mit politischen Themen wie der Aufarbeitung der NS-Zeit setzte sich Richter intensiv auseinander. Bezeichnend dafür ist der „Birkenau-Zyklus“, in dem er auf vier Leinwänden Fotografien des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau abbildet und diese in mehreren Schichten übermalt. Aber auch aktuelle politische Diskurse griff Richter in seinen Werken auf wie z. B. in seinem collagenartigen „RAF-Zyklus“.
Seit Ende der 60er-Jahre widmete sich Richter vermehrt der Abstraktion, bis er in den 70er-Jahren die Rakeltechnik für sich entwickelte. Mit dieser Technik konnte er mehrere Farbschichten übereinander aufgetragen, sodass nicht nur dynamisch-expressive Farben und Formen zufällig entstehen konnten, sondern zudem die Materialität des Werks betont wurde.
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