Der Oktopus ist ein hochintelligentes Lebewesen. Aufgrund seines komplexen Nervensystems und seiner flexiblen Tentakel gilt der Oktopus als Tier mit dem größten Potenzial, eine Unterwasserzivilisation zu etablieren.
Verhindert wird das durch die Fortpflanzungsstrategie des Oktopus. Diese Tiere pflanzen sich nur einmal im Leben fort; nach der Paarung stirbt das Männchen und das Weibchen legt eine große Anzahl von Eiern. Danach verzichtet die Mutter auf Nahrung und bewacht die Eier, indem sie ständig ihre Tentakel bewegt, um die Eier mit Sauerstoff zu versorgen. Kurz vor dem Schlüpfen der Jungen verhungert auch das Muttertier. Die Weitergabe von Gedächtnis, Erfahrung und Wissen wird so unmöglich – stets wiederholt sich dieselbe Geschichte.
In „Lost Memories“ symbolisieren organische Formen aus Schaumstoff den Korpus des Oktopus, der auf den Meeresboden sinkt. Die dünnen Materialien der Eierschalen aus handgeschöpftem Kozo-Papier reagieren äußerst sensibel auf Luftströmungen. Selbst die Luftbewegung durch vorbeigehende Zuschauer lässt sie sanft schaukeln, ähnlich wie durch die Tentakelbewegungen der Mutter. Diese Interaktion erinnert daran, dass ohne Generationen übergreifendes Gedächtnis unsere Zivilisation möglicherweise verloren gehen würde – wie bei unseren intelligenten Meeresbewohnern.